Die Initiantinnen und Initianten der so genannten „Ecopop-Initiative“ sorgen sich ernsthaft und durchaus begründet um die natürlichen Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Sie wollen die Welt retten – aber leider mit völlig untauglichen Mitteln.

Schuld an dem uns alle bedrohenden ökologischen Kollaps sind in den Augen von Ecopop nicht wir, sondern die andern: die Flüchtlinge und die ausländischen Arbeitskräfte, die in die Schweiz kommen und die wachsende Bevölkerung in den Ländern der Dritten Welt. 

Darum will die Ecopop-Initiative die Zuwanderung in die Schweiz auf 0.2 Prozent beschränken. Und 10 Prozent der ohnehin spärlichen Hilfsgelder für die Entwicklungszusammenarbeit sollen für die Geburtenkontrolle reserviert sein. 

Gefährliche Ansätze

Die Initiative setzt den Hebel am falschen Ort an. Das Problem ist die Belastung der Umwelt durch unseren Ressourcenverschleiss. Nicht die Bevölkerungszahl ist massgebend sondern der Pro-Kopf-Konsum. Würden alle Menschen so leben wie wir es tun, bräuchten wir nicht eine, sondern gleich mehrere Erden. Wir leben definitiv über unsere Verhältnisse. Daran ändert auch eine so noch drastische Beschränkung der Zuwanderung nichts. Im Gegenteil, sie behindert den Zustrom an Fachkräften, auf den wir für ein qualitatives Wachstum mit weniger Energie- und Rohstoffverbrauch angewiesen sind.

Diese Initiative geht in die gleiche Richtung wie die unselige Abschottungsinitiative vom 9. Februar. Nur ist sie noch rigoroser, obgleich getarnt mit einem „grünen“ Mäntelchen. Gleich wie die SVP-Initiative droht auch Ecopop, Flüchtlinge und Arbeitsuchende gegeneinander auszuspielen. 

Dabei fällt auf, dass Grenzgängerinnen und Kurzaufenthalter von der geplanten Drosselung der Zuwanderung ausgenommen sind. Fehlen Arbeitskräfte, wird die Wirtschaft auf diesem Wege weiterhin Leute holen. Damit ist Lohndumping vorprogrammiert und für die Entlastung der Umwelt wird gar nichts erreicht. 

Die hinter der Initiative stehende Geisteshaltung, welche die Geburtenziffern in der Dritten Welt durch technokratische Methoden senken will, erinnert mich fatal an die Missionierung der südlichen Hemisphäre während der Kolonialzeit. Die Entwicklungszusammenarbeit, wie sie die Schweiz pflegt, bringt viel mehr. Sie orientiert sich an den Ursachen der Armut und hilft so mit am Aufbau von Zukunftsperspektiven für diese Menschen. 

Zur Durchsetzung ihrer Ziele sind die Initianten bereit, völkerrechtliche Verträge zu kündigen bis hin zur Europäischen Menschenrechtskonvention.   

Wes Geistes Kind diese Ecopopiade ist, verrät sie auch in ihrer letzten Forderung: Falls sich das Bevölkerungswachstum, so lesen wir, nach Annahme der Initiative nicht auf ein gesundes Mass reduziert, «soll das Wachstum ausgeglichen werden». Was soll denn das heissen? Wer soll in Zukunft privilegiert sein, zur Erhaltung der Spezies beitragen zu dürfen? 

Schluss mit grenzenlosem Konsum

In einem Punkt bin ich allerdinge mit den Initiantinnen und Initianten einverstanden: Es gibt kein Wachstum ohne Grenzen. Aber der effektivste Ansatz sich zu mässigen, läge beim Konsum und der Produktion. Da muss endlich Schluss sein mit immer mehr und immer billiger!

Die Biokapazität der Erde liegt bei 1.8 Hektaren pro Person. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit dem grössten Verbrauch an Ressourcen. Wir verbrauchen pro Kopf zwischen 5 und 8 Hektaren. Unser «Fussabdruck» belastet die Erde übermässig. Wo bleiben da die Ideen, die aufzeigen, wie die reichen Länder aufhören könnten, ein Vielfaches des ihnen zustehenden Anteils an den Ressourcen dieser Welt zu verbrauchen? Stattdessen behelligen die Initianten andere mit scheinbar guten Ratschlägen zur Familienplanung und blenden dabei ihren eigenen Anteil an der Verantwortung aus. 

Der Klimawandel trifft die Ärmsten

Der Weltklimarat warnt dieser Tage, die Klimaerwärmung führe für einen grossen Teil der Weltbevölkerung zu Missernten, Hunger und Elend. Vor diesem Hintergrund wirkt die Ecopop-Initiative, welche unter dem Deckmantel der Ökologie die Einwanderung in die „heile“ Schweiz bekämpfen will, ohne ein Wort über die Ursachen der globalen Migrationsströme verlieren, wie blanker Hohn.

03. Apr 2014