In der Ukraine wütet Putins Angriffskrieg. Am stärksten betroffen sind einmal mehr die Schwächsten. Die Bilder von Kindern in Luftschutzbunkern, auf der Flucht oder in Zeltlagern gehen mir nicht aus dem Kopf. Kinder sollten anderes tun können: spielen, lachen, die Welt erkunden. Krieg zerstört Kindheiten. Millionenfach. Umso wichtiger ist darum eine wirklich solidarische Migrationspolitik.

Als ich vor bald sechs Jahren ein Lager für Geflüchtete in Nordgriechenland besuchte, hat mir eine syrische Mutter stolz ihre selbst gebastelte Schaukel für ihre Kinder gezeigt. Mich hat tief bewegt, wie sie für ihre kleinen Kinder versuchte, etwas Normalität in diesem kriegsversehrten Leben zu schaffen. Wie sie als Mutter so unglaublich viel Kraft aufbrachte, ihren Kindern ein neues, liebevolles temporäres Zuhause zu geben.

Ich hoffe, dass wir als Schweiz genau das tun können: Einen hoffnungsvollen Zufluchtsort sein für geflüchtete Menschen. Wir könnten endlich den Beweis erbringen, dass eine europaweite menschenwürdige Asylpolitik möglich und wünschenswert ist. Und das unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Davon sind wir leider weit entfernt.

Stattdessen werden Flüchtende in «echte» Flüchtende, die unsere Hilfe verdient haben, und angebliche «Wirtschaftsflüchtlinge» unterteilt. Mit der Realität hat diese Unterteilung nichts zu tun. Aber mit tief verankertem Rassismus. Während sich die europäischen Staaten richtigerweise mit Flüchtenden aus der Ukraine solidarisieren, ertrinken solche, die aus Afghanistan oder vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen, im Mittelmeer oder werden in Elendslagern festgehalten.

Eine wirklich solidarische Migrationspolitik unterscheidet nicht, ob eine Person vor Putins Angriffskrieg oder vor den Bomben in Syrien flieht.

09. Mär 2022