Jährlich hat die Schweiz im Schnitt 200 Schusswaffentote zu beklagen. Vor Beginn der schrittweisen Verschärfung des Waffenrechtes ab 1999 war diese Zahl noch doppelt so hoch. Dennoch: vier Opfer pro Woche sind viel zu viel. Die Genehmigung der Revision der EU-Waffenrichtlinie ist daher ein absolutes Muss für die Schweiz, wie SP-Nationalrat Pierre-Alain Fridez darlegt: «Damit wird ein gesamteuropäisch hoher Sicherheitsstandard geschaffen, der die grenzüberschreitende Bekämpfung des Terrorismus und anderer Formen der Kriminalität verbessert und zur Prävention von Suizid und häuslicher Gewalt beiträgt.»

Mehrere Organisationen gründen zusammen die „Plattform für ein zukunftsfähiges Waffenrecht“: Der Polizeibeamtenverband, die Dachorganisation psychiatrisch-psychotherapeutisch tätiger Ärztinnen und Ärzte und die Evangelischen Frauen Schweiz. Bereits acht weitere Organisationen unterstützen diese Plattform, darunter Public Health Schweiz. Die Plattform kritisiert, dass die bundesrätliche Vorlage die EU-Waffenrichtlinie nur ungenügend umsetzt. Sie fordert, den Zugang zu Waffen weiter einzuschränken und Ausnahmebewilligungen tatsächlich nur im Ausnahmefall zu gewähren.

«Wer die Sicherheit erhöhen will, braucht den sofortigen Zugang zu Informationen, die international verfügbar sind. Die vorliegende Revision hat das Potential, Lücken zu schliessen, damit auch früher erworbene Waffen registriert werden. Dies ist auch für die Arbeit der Polizei wichtig», sagt der Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Polizeibeamter, Max Hofmann.

Die Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz, Dorothea Forster, legt dar, dass von häuslicher Gewalt überwiegend Frauen betroffen sind. «Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wäre es, die Aufbewahrung von Schusswaffen besser zu reglementieren. Heute gibt es keine Vorschriften, wie Schusswaffen zu Hause aufbewahrt werden müssen. Schusswaffen und Munition sollten getrennt und abgeschlossen aufbewahrt werden. Das würde die Sicherheit von Frauen und Kindern zumindest ein wenig erhöhen.»

Auch Prof. Dr. Thomas Reisch, der die Verbindung der psychiatrisch-psychotherapeutisch tätigen ÄrztInnen der Schweiz (FMPP) vertritt, rechnet vor: «Die Verhinderung von Suizidmethoden ist die wirksamste Form der Suizidprävention. Wer keinen Zugang zu Schusswaffen hat, verzichtet in 78% der Fälle auf Suizid und weicht nicht auf andere Methoden aus. Je weniger Schusswaffen im Umlauf sind, desto mehr Suizide können verhindert werden.»

 

Anmerkung: Am 25. Mai 2018 gut eineinhalb Monate nach Publikation dieses Textes – ist der Polizeibeamtenverband (VSPB) aus der «Plattform für ein zukunftsfähiges Waffenrecht» ausgetreten.

05. Apr 2018