Der Bundesrat zeigt in seinem heute veröffentlichten Bericht anschaulich auf, was «Digitalisierung» für die Arbeitswelt bedeutet: Die Grenze zwischen Beruf und Freizeit weicht sich auf, die Ansprüche an Flexibilität und Erreichbarkeit steigen, die Bedeutung von geregelten Normalarbeitsverhältnissen nimmt ab und es gibt eine Verlagerung in technologieorientierte und wissensintensive Branchen.
Vor allem ruft der Bericht in Erinnerung, dass die Digitalisierung Gewinner und Verlierer schafft. «Ich finde es richtig, dass wir die Digitalisierung fördern und zum Beispiel der Kreativwirtschaft gute Voraussetzungen bieten. Aber wir dürfen jene nicht vergessen, die als Folge der Digitalisierung Jobverlust und Prekarisierung befürchten», sagt SP-Nationalrätin Min Li Marti. Bildung sei der Schlüssel dazu, damit diese Menschen den Anschluss nicht verlieren.
Man müsse beide Seiten der Medaille betrachten, meint Min Li Marti: «Der digitale Wandel macht das Arbeiten einfacher. Computer, Algorithmen oder moderne Kommunikationsmittel nehmen uns eintönige Beschäftigungen ab und erleichtern uns den Arbeitsalltag. Doch der digitale Wandel birgt auch Gefahren, falls er dazu führt, dass es immer mehr befristete Jobs gibt, die schlecht bezahlt und arbeitsrechtlich kaum abgesichert sind.»
Digitalisierung ist jedenfalls kein Alibi für eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Darum liegt der Gewerbeverband mit seiner 50-Stunden-Woche kreuzfalsch. Wenn die Produktivität und die Anforderungen im Zuge der Digitalisierung steigen, muss die Arbeitszeit verkürzt, nicht verlängert werden. Die SP hat sich an ihrer Delegiertenversammlung für das Ziel einer Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche ausgesprochen.